Autofahren bei Diabetes

Autofahren bei Diabetes
Für viele Menschen mit Diabetes ist das Autofahren ein wichtiger Bestandteil ihres täglichen Lebens: so kommen sie zur Arbeit, können Freunde besuchen oder sich um ihre Familie kümmern [1].
Obwohl die meisten Menschen mit Diabetes problemlos Auto fahren, birgt das Fahren mit Diabetes gewisse Risiken und bestimmte Dinge müssen beachtet werden [1]. In diesem Artikel befassen wir uns mit diesen Risiken und den Möglichkeiten, sie zu vermeiden. Wir geben auch einen Überblick über die rechtlichen Einschränkungen für das Fahren mit Diabetes, was im Falle einer Unterzuckerung zu tun ist und vieles mehr. Schauen wir uns das genauer an.
Wie Diabetes Ihre Fahrtauglichkeit beeinflussen kann
Schätzungen zufolge kann Diabetes das Risiko, in einen Autounfall verwickelt zu werden, um bis zu 19% erhöhen, obwohl das persönliche Risiko sehr unterschiedlich sein kann [1].
Der Grund ist, dass Diabetes die Fahrtüchtigkeit einschränken kann, entweder durch das erhöhte Risiko einer Unterzuckerung oder durch andere diabetesbedingte Komplikationen [1, 2].
Hypoglykämie (ein zu niedriger Blutzuckerspiegel) ist eine häufige Nebenwirkung der Insulintherapie [2]. Sie kann das Gehirn und die kognitiven Funktionen beeinträchtigen, die man zum Autofahren braucht, wie z.B. [2]:
- Aufmerksamkeit
- Reaktionszeit
- Hand-Augen-Koordination
Wenn Sie Diabetes-Komplikationen wie Nervenschäden oder Sehstörungen entwickeln, kann dies auch Ihre Fahrtauglichkeit beeinträchtigen [1, 2].
Autofahren und diabetesbedingte Erkrankungen
Es gibt eine Reihe diabetesbedingter Komplikationen, die Ihre Fahrtauglichkeit beeinträchtigen können [1, 2]. Das sind unter anderem Probleme mit der Sehschärfe oder mit den Nerven, beispielsweise Gefühllosigkeit in Händen und Füssen [1, 2].
Komplikationen, die Ihr Sehvermögen beeinträchtigen
Die Fähigkeit, beim Autofahren richtig zu sehen, ist offensichtlich ein wesentlicher Faktor für die Sicherheit [2]. Diabetes erhöht das Risiko für bestimmte Augenerkrankungen, die die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen können [1, 2]:
- Diabetische Retinopathie - eine Erkrankung, die die Blutgefässe in der Netzhaut des Auges beeinträchtigt. Die Netzhaut ist der Teil des Auges, der Licht wahrnimmt und Informationen über den Sehnerv an das Gehirn weiterleitet [3]. Eine Retinopathie führt mit der Zeit zum Verlust der Sehkraft und zur Erblindung [3].
- Grauer Star (Katarakt) - Das sind Eintrübungen im Auge, die zu verschwommener Sicht führen [4].
- Diabetisches Makulaödem (DME) - die Makula ist auf der Netzhaut die Stelle des schärfsten Sehens, aber bei DME dringen die Blutgefässe in der Netzhaut in die Makula ein und verursachen verschwommenes Sehen [3].
- Neovaskuläres Glaukom - Die diabetische Retinopathie kann dazu führen, dass krankhafte Blutgefässe aus der Netzhaut wachsen und das Abfliessen von Flüssigkeit aus dem Auge verhindern. Dies verursacht eine Art Glaukom und kann zu Sehverlust und Erblindung führen [3].
Komplikationen, die Ihre Nervenfunktion beeinträchtigen
Nervenschäden oder Neuropathie sind Komplikationen bei Diabetes, die zu Gefühllosigkeit in Händen und Füssen führen und das Körperbewusstsein beeinträchtigen können [2]. Bei Nervenschäden an den Füssen (zum Beispiel beim "diabetischen Fuss") kann es schwierig sein, den Druck auf Gaspedal, Kupplung oder Bremse richtig einzuschätzen [1, 2].
Darüber hinaus können bestimmte Medikamente zur Behandlung neuropathischer Schmerzen Schläfrigkeit verursachen [2], was auch die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen kann.
Wenn Sie mehr über die Komplikationen von Nervenschäden erfahren möchten, lesen Sie unseren Artikel über diabetische Neuropathie.
Andere Diabetes-Komplikationen
Bei älteren Menschen mit Diabetes besteht das Risiko von Problemen mit den Blutgefässen im Gehirn (zerebrovaskuläre Erkrankungen), die die kognitiven Funktionen und damit auch die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen können [2].
Operationen an den Füssen können auch die Fähigkeit beeinträchtigen, beim Autofahren das Fusspedal zu benutzen, obwohl Ihr Auto umgebaut und mit Handbedienungen ausgestattet werden kann [2].
Wenn Sie die Behörden informieren müssen

Wenn Sie die Behörden informieren müssen
Je nach Land gibt es möglicherweise Vorschriften für das Fahren mit Diabetes [2]. Diese können von der Behandlung abhängen, die Sie einnehmen oder von der Art des Fahrzeugs, das Sie fahren [2, 5].
Diese Bestimmungen können das Führen bestimmter Fahrzeuge einschränken oder das Führen von Fahrzeugen nur unter bestimmten Bedingungen erlauben - zum Beispiel, wenn Sie regelmässig Blutzuckerkontrollen durchführen [2].
Die meisten Länder, in denen es solche Vorschriften gibt, unterscheiden zwischen insulinbehandeltem Diabetes und anderen Formen von Diabetes [2].
Checkliste für das Fahren mit Diabetes
Damit Sie auch mit insulinbehandeltem Diabetes sicher im Auto unterwegs sind, empfehlen Experten die folgenden Tipps [2]:
- Führen Sie immer ein Blutzuckermessgerät und Blutzuckerteststreifen mit sich.
- Halten Sie für Notfälle schnell wirkende Kohlenhydrate in Reichweite (z.B. Glukosetabletten oder Süssigkeiten).
- Tragen Sie einen Diabetesausweis (z.B. eine ID-Karte oder ein Armband) bei sich, damit man Ihnen im Notfall schneller helfen kann.
- Testen Sie Ihren Blutzuckerspiegel längstens eine Stunde vor Fahrtantritt. Häufigere Tests können erforderlich sein, wenn Sie Ihren Lebensstil oder Ihre Routine geändert haben, wenn Sie schwanger sind, wenn Sie trainiert haben oder wenn Sie nicht genug Zeit zum Essen haben.
- Stellen Sie sicher, dass Ihr Blutzuckerspiegel während der Fahrt bei über 5,0 mmol/l (90 mg/dl) liegt.
- Essen Sie eine Kleinigkeit, wenn Ihr Blutzucker auf oder unter 5,0 mmol/l fällt. Fahren Sie nicht mehr, wenn der Wert unter 4,0 mmol/l (72 mg/dl) fällt oder Sie Symptome einer Hypoglykämie haben.
Tipps für längere Fahrten
Nach Angaben der American Diabetes Association (ADA) sollten Autofahrer eine Fahrt niemals mit einem niedrigen normalen Blutzuckerwert (z.B. zwischen 70 und 90 mg/dl oder 3,9-5,0 mmol/L) antreten, ohne Kohlenhydrate mitzunehmen, um eine Unterzuckerung zu verhindern [1].
Bei längeren Fahrten empfehlen Experten, den Blutzucker während der Fahrt alle zwei Stunden zu kontrollieren [2].
Legen Sie bei längeren Fahrten Ruhepausen ein, nehmen Sie regelmässige Mahlzeiten ein und trinken Sie keinen Alkohol [2].
Was ist zu tun, wenn Sie während der Fahrt eine Unterzuckerung haben?

Was ist zu tun, wenn Sie während der Fahrt eine Unterzuckerung haben?
Wenn Sie eine Unterzuckerung haben oder Ihr Blutzucker unter 4,0 mmol/l (72 mg/dl) fällt, sollten Sie so schnell wie möglich anhalten und das Fahrzeug an einem sicheren Ort abstellen [2].
Messen Sie Ihren Blutzucker und behandeln Sie ihn entsprechend [1]. Nutzen Sie eine schnell wirkende Glukosequelle, z.B. [1]:
- Saft
- Normal gezuckerte kohlensäurehaltige Getränke
- Bonbons
- Glukose-Tabletten
Messen Sie Ihren Blutzucker erneut und fahren Sie erst weiter, wenn der Wert normal ist [2].
Wichtiger Hinweis: Es dauert eine Weile, bis sich Ihre kognitiven Funktionen normalisieren, nachdem der Blutzuckerspiegel wieder im Zielbereich liegt [2]. Sie sollten mindestens 45 Minuten warten, nachdem sich der Blutzucker normalisiert hat, bevor Sie weiterfahren [2].
Autofahren mit Diabetes ist sicher, vorausgesetzt, Sie beachten einige Vorsichtsmassnahmen [1]. Achten Sie darauf, dass Sie die gesetzlichen Bestimmungen in Ihrem Land einhalten und immer auf eine Unterzuckerung vorbereitet sind [2, 6].
Quellen:
- American Diabetes Association, Lorber D, Anderson J, et al. Diabetes and driving. Diabetes Care. 2014;37 Suppl 1:S97-S103. doi:10.2337/dc14-S097, https://diabetesjournals.org/care/article/37/Supplement_1/S97/37766/Diabetes-and-Driving
- Graveling AJ, Frier BM. Driving and diabetes: problems, licensing restrictions and recommendations for safe driving. Clin Diabetes Endocrinol. 2015;1:8. Veröffentlicht am 8. Juli 2020 doi:10.1186/s40842-015-0007-3, https://stemcellres.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13287-020-01793-6
- National Eye Institute (NEI), Diabetic Retinopathy, Aufgerufen am 14.07.2023. Verfügbar unter: https://www.nei.nih.gov/learn-about-eye-health/eye-conditions-and-diseases/diabetic-retinopathy
- National Eye Institute (NEI), Cataracts, Aufgerufen am 14.07.2023. Verfügbar unter: https://www.nei.nih.gov/learn-about-eye-health/eye-conditions-and-diseases/cataracts
- UK Government, Diabetes and driving, Aufgerufen am 14.07.2023. Verfügbar unter: https://www.gov.uk/diabetes-driving
- Driver & Vehicle Licensing Agency (DVLA), A guide to insulin-treated diabetes and driving, Aufgerufen am 14.07.2023. Verfügbar unter: https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/834451/inf294-a-guide-to-insulin-treated-diabetes-and-driving.pdf
- Beshyah SA, Beshyah AS, Yaghi S, Beshyah WS, Frier BM. A global survey of licensing restrictions for drivers with diabetes. The British Journal of Diabetes (BJD). 2017; 17:1. Veröffentlicht am 21. März 2017 doi:10.15277/bjd.2017.117, https://www.bjd-abcd.com/index.php/bjd/article/view/228/364